Der schönste und einfachste Glaube an Wunder ist wohl jener, dass die Wunder ohne unser Zutun geschehen. Es gibt jemanden oder eine höhere Macht, der oder die die Kraft besitzt, Wunder zu vollbringen und wir dürfen diese konsumieren und annehmen.
Jesus muss in seiner Heimat die Erfahrung machen, dass der Glaube seiner Mitmenschen nicht existent ist und er nichts Wundersames für sie bewirken kann. So funktioniert es nicht – Jesus kann keine Heilung schenken, wenn seinem Umfeld und vor allem den Betroffenen der Glaube fehlt.
Ich glaube sehr wohl, dass Jesus dazu fähig ist, Wunder auch an jenen zu vollbringen, die (noch) nicht an ihn glauben und er diese Wunder sogar nutzt, um Beziehung herzustellen. Doch ein aktiver Unglaube, der das Wunder nicht für möglich hält, ist definitiv hinderlich.
Im heutigen Evangelium lesen wir, dass Jesus gerade in der Heimat nicht als Prophet anerkannt oder überhaupt wahrgenommen wurde. Seine Familie und sein heimatliches Umfeld wollten nicht einmal etwas von ihm wissen. Vielleicht lag es daran, dass sie ihn schon lange und – aus ihrer Perspektive – ganz anders kannten. Sie waren voreingenommen und konnten auf seine prophetischen Taten nur mit Irritation und/oder sogar Misstrauen reagieren.
Die kindliche Unvoreingenommenheit und Offenheit fehlte ihnen und stand ihnen förmlich im Weg, sodass sie Jesu wundersame und heilende Kraft nicht empfangen konnten. Das himmlische Erleben ist für sie nicht möglich, denn die Ereignisse werden hinterfragt und sozusagen auf die kognitive Ebene verschoben, anstatt den Gefühlen und Empfindungen freien Raum zum Empfangen zu geben.
Jesus gibt den Anstoß und kommt geradewegs auf uns zu. Und dennoch liegt es an uns, ihn an- und aufzunehmen, seine Wunder für möglich zu halten und so zu Empfangenden zu werden. Es ist eine Form der Zusammenarbeit, die zum Glauben führt und ihn festigt und lebendig in Bewegung hält.
Jesus bringt den Stein – oder wie hier auf dem Bild den Heuballen – ins Rollen und wir können tatkräftig unterstützen und mitgestalten. Nicht nur für unsere persönliche Jesus-Beziehung und den eigenen Glauben, sondern auch für das Leben in Gemeinschaft mit IHM und den Anbruch von Gottes Reich schon hier auf Erden.
Thale Schmitz
Evangelium: Mk 6, 1–6: Der Prophet gilt nichts im eigenen Land
1 Bald darauf verließ Jesus diese Gegend und kehrte mit den Jüngern in seinen Heimatort, Nazaret, zurück.
2 Am Sabbat ging er in die Synagoge, um dort zu lehren. Die Leute, die ihm zuhörten, staunten über ihn und fragten sich: „Wie ist so etwas nur möglich? Woher hat er diese Weisheit? Und wie kann er solche Taten der Vollmacht vollbringen?
3 Er ist doch der Bauhandwerker, Marias Sohn. Wir kennen seine Brüder Jakobus, Joses, Judas und Simon. Auch seine Schwestern wohnen hier bei uns.“ Und sie wollten nichts von ihm wissen.
4 Da sagte Jesus: „Nirgendwo gilt ein Prophet weniger als in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner eigenen Familie.“
5 Weil die Menschen in Nazaret nicht an Jesus und seine Vollmachtstaten glaubten, konnte er dort nicht heilsam wirken. Nur wenigen Kranken legt er die Hände auf und sie wurden gesund.
6 Jesus wunderte sich über ihren Unglauben. Darum ging er in andere Dörfer und sprach dort über Gott und seine Botschaft.