01.09.2024

Impuls zum 01.09.2024

Regeln sind doch menschengemacht!

Ich halte mich sehr ungern an Regeln! Nicht weil ich aufmüpfig sein will, aus der Reihe tanzen oder Aufmerksamkeit erregen möchte – und auch nicht, um aus Prinzip zu handeln oder dagegen zu sein. Nein, mich stören einfach menschengemachte Regeln, die nicht meinen Werten entsprechen und/oder sogar eine – aus meiner Sicht – sehr zweifelhafte Sinnhaftigkeit aufweisen. Dabei möchte ich nicht verleugnen, dass es natürlich sehr viele sinnvolle Regeln gibt, die richtig und wichtig sind für den Umgang miteinander oder einfach pragmatisch notwendig sind (wie z.B. Verkehrsregeln, Schulregeln). Was mich jedoch stört ist, dass Regeln teilweise einfach hingenommen werden, ohne sie persönlich und individuell zu reflektieren und wenn notwendig/angemessen, infrage zu stellen.

Im Evangelium geht es darum, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten sehr kritisch anmerken, dass die Jünger Jesu aus ihrer Sicht unrein essen, da sie die Hände nicht waschen und weitere Reinheitsvorschriften der jüdischen Tradition nicht beachten. Jesus reagiert sehr deutlich und beschreibt sie als scheinheilig, denn in seinem Verständnis und in seiner Vorstellung von Gottes neuer Welt machen keine Reinheitsregeln rein. Der Mensch kann nicht durch Kontrolle bzw. Art und Weise seiner Nahrungsaufnahme rein werden. Viel ausschlaggebender ist, was aus ihm in Form von Worten und Taten herauskommt. Handeln mit Herz und die situationsspezifische Verhaltensweise zu hinterfragen, statt einfach blind den Regeln und Vorschriften Anderer zu folgen, erachte ich als sehr wichtig und richtig. Sicherlich passieren auch so Irrtümer und Fehleinschätzungen, aber die Unterscheidung der Geister in jeder individuellen Situation und immer wieder neu kann uns nur weiterbringen glaube ich.  In vielen anderen Erzählungen fasziniert mich die konsequente Inkonsequenz Jesu – er gibt uns auch Gebote und Regeln mit auf den Weg, aber dennoch entscheidet und handelt er individuell – sozusagen in Rücksprache mit Gott, wie es die Situation und der einzelne Mensch erfordert.

Dabei muss ich auch an den Ausspruch von Petrus und den Jüngern vor dem Hohen Rat denken, der sie auffordern will, die Lehre Jesu nicht weiter zu verbreiten:

 

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“

 

Thale Schmitz

 

Evangelium:

Mk 7, 1–8.14–15.21–23: Was ist rein – was unrein?

1 Eines Tages kamen Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus. 2 Dabei entdeckten sie, dass einige seiner Jünger das Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. 3 Die Pharisäer und alle Juden essen nämlich erst dann, wenn sie sich die Hände sorgfältig gewaschen haben, so wie es den Überlieferungen ihrer Vorfahren entspricht. 4 Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie erst, nachdem sie sich nach bestimmten Regeln gewaschen haben. Es gibt noch viele solcher Vorschriften, die sie streng beachten, wie etwa bei der Reinigung von Trinkbechern, Krügen und Töpfen. 5 Deshalb also fragten die Pharisäer und Schriftgelehrten Jesus: „Warum beachten deine Leute unsere Traditionen nicht und essen mit unreinen Händen?“ 6 Jesus gab zur Antwort: „Der Prophet Jesaja hat euch treffend charakterisiert, wenn er euch scheinheilig nennt und schreibt: ‚Diese Leute können schön über Gott reden, aber mit dem Herzen sind sie nicht dabei. 7 Ihre Verehrung ist wertlos, weil sie ihre menschlichen Gesetze als Gebote Gottes ausgeben.‘ 8 Ihr setzt euch über die Gebote Gottes hinweg und ersetzt sie durch eure eigenen Vorschriften.“

14 Dann rief Jesus die Menge wieder zu sich und sagte: „Hört mir alle zu und begreift doch: 15 Nicht was ein Mensch zu sich nimmt, macht ihn unrein, sondern das, was er von sich gibt. 21 Denn aus dem Inneren, aus dem Herzen der Menschen kommen die bösen Gedanken und mit ihnen unerlaubte sexuelle Beziehungen, Diebstahl und Mord, 22 Ehebruch, Habsucht und jede Art von Schlechtigkeit, Betrügereien und ausschweifendes Leben, Neid und Verleumdung, Überheblichkeit und Leichtsinn. 23 Das alles kommt von innen heraus, und das belastet das Verhältnis der Menschen zu Gott.“