Stückwerk und Vollendung - Allerheiligen

Herzlich Willkommen! Hier finden Sie nun die näheren Informationen zu der Geschenktüte:

Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth

Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden; wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk.

Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.

Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.

Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.

Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

(1 Kor 13,9-13)

Spiegel

„Jeder hat seine geheime, persönliche Welt. Es gibt in dieser Welt den besten Augenblick, es gibt in dieser Welt die schrecklichste Stunde; doch das alles ist uns verborgen. Und wenn ein Mensch stirbt, so stirbt sein erster Schnee, sein erster Kuss in der Nacht und sein erster Zorn… all das nimmt er mit sich.“

(Jewgeni Alexandrowitsch Jewtuschenko)

Diese vielleicht traurigen Worte passen zu einem Tag wie Allerheiligen, an dem wir um unsere Lieben trauern. Unsere christliche Hoffnung aber besteht darin, dass all das Fragmentarische einer Person in einem Leben nach dem Tod zu einem Ganzen zusammengefügt wird und wir wirklich erkennen.

So können wir auch die Botschaft das Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth verstehen: „Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.“

  • Was erkenne ich bereits im Spiegel?

Kerze

„Denn Gott sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!“ (vgl. 2 Kor 4,6)

Licht in der Dunkelheit ist vielleicht das schönste Geschenk, das man einem Menschen schenken kann – ein konkretes Licht oder auch im übertragenen Sinne: das Anschalten der Nachttischlampe, wenn das Kind oder der Partner einen Albtraum hat;  ein gutes Wort, wenn um mich herum gerade der Alltag aufgrund eines Misserfolges oder nach einem Schicksalsschlag zusammenbricht. All das und noch viel mehr kann ein solches Licht sein. Es wird entzündet, weil Liebe da ist. So hat Paulus recht, wenn er schreibt: „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“

Darum passt in der dunklen Jahreszeit besonders an einem Tag wie Allerheiligen die Frage:

  • Für wen zünde ich ein Licht an?

Tempo-Taschentücher

„Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser prophetisches Reden.“

Diese Worte von Paulus beschreiben, warum wir weinend oftmals ein Tempo brauchen. Stückwerk liegt vor uns! Und besonders beim Tod eines lieben Menschen gibt es so viel, was ich noch wissen und fragen wollte, was ich von mir noch preisgeben wollte. Oft haben wir das Gefühl, dass da noch Dinge sind, die wir so gerne gewusst hätten, dass eine Perspektive fehlt, die uns einiges klarer gemacht hätte. Mit einem Tempo durchschnauben und Tränen abwischen kann in diesen Momenten ein erster Schritt sein, neu zu sehen. Und am Ende, so sagt Paulus, werden sich all unsere Fragen auflösen: „Wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Stückwerk.“

  • Welche Lücken möchte ich noch füllen?

Tee

Abwarten und Tee trinken? Tee aufgießen, ziehen lassen, gemütlich hinsetzen und in kleinen Schlückchen trinken… Die Sorgen sind dann nicht weg, aber vielleicht kleiner. Vielleicht bin ich danach nicht total fröhlich, aber weniger traurig. In Psalm 46,11 heißt es: „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin.“ Er wird also zu seiner Zeit und auf seine Weise helfen. Wir müssen nicht alles können, dürfen aber auf die Worte des Paulus vertrauen: „Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.“

  • Worauf möchte ich vertrauen, wenn ich einfach mal beim Teetrinken alles lasse?

Samen

„Stückwerk ist unser Erkennen.“ Ja, oftmals wird uns erst nach und nach bewusst, was aus unserer Saat wird, was es zum Wachstum des Lebens braucht, wie wechselseitig wir alle miteinander verbunden sind und wie zerbrechlich unser Leben sein kann.

Ein Bild dafür kann der Samen sein, das Pflanzen, das Hegen und Pflegen, die Schönheit, die sich beim richtigen Umgang miteinander entfalten kann.

Besonders in diesen Tagen, Wochen und Monaten ist der Frieden eine zerbrechliche Pflanze. Wir möchten Ihnen diesen Samen und ein Friedensgebet schenken, damit wir niemals aufhören, uns nach dem Frieden zu sehnen und vielleicht auch hier auf Erden irgendwann – wenn das Vollendete kommt – die Schönheit hinter dem Stückwerk erkennen und erleben.

  • Was möchte ich wachsen lassen?

Friedensgebet

Lasst uns gemeinsam um Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung beten!

Ewiger Gott, durch dein machtvolles Wort hast du die Schöpfung ins Sein gerufen und sie uns Menschen anvertraut, damit wir sie gestalten und bewahren.

Wir bitten dich: Schau voll Erbarmen auf unsere Welt; auf die vielen Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten; auf alle Opfer von Terror und Gewalt, von Machtstreben und Hochmut, von Umweltausbeutung und Naturkatastrophen; schau auf unsere Sehnsucht nach Heil und Frieden.

Wir denken besonders an die Menschen und Verantwortlichen in jenen Ländern, deren Entwicklung und Handeln uns mit Sorgen erfüllen und die vor besonderen Herausforderungen stehen: (Ländernamen werden genannt)

Lass uns nicht allein, wenn wir die Konsequenzen menschlichen Tuns nicht tragen können. Sprich dein Wort der Vergebung dort, wo wir selbst schuldig werden.

Mach uns zu einem Werkzeug deines Friedens und befähige uns, in unserem Alltag konkrete Schritte der Solidarität im Beten und Handeln zu tun. Darum bitten wir durch Christus, unseren Erlöser und Herrn.

AMEN

(Herkunft: Friedensgebet der Benediktinerinnenabtei St. Scholastika in Dinklage – Tag für Tag seit dem Golfkrieg Anfang der 1990er Jahre um FÜNF VOR ZWÖLF)

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