14.07.2024

Impuls zum 14.07.2024

Denkt ganz neu von Gott!

Ganz egal in welchem Kontext wir es betrachten: Es ist doch häufig so, dass sich ein Ersteindruck oder ein Bild von einer Person schnell festsetzt und nicht mehr in Frage gestellt wird. Optik und Auftreten lassen bereits Einschätzungen zu einer Person entstehen und auch wenn es nur ein einmaliges Handeln war, wird dieses als allgemeingültig und zu dieser Person gehörend im Gedächtnis verankert. Das ist wirklich sehr schade, denn jede Begegnung ist eine Momentaufnahme und es können stets Veränderungen aber auch Ausnahmesituationen sein, die wir beobachten dürfen.

 

Noch schwieriger wird es im Fall Jesus. Wir Menschen heute haben ihn alle nicht persönlich auf Erden kennengelernt, aber sind ziemlich sicher mit Vorstellungen – sowohl optisch als auch im Handeln und in seiner Ausstrahlung – ausgestattet, die aus Erzählungen, Bildern und eigenen Gedanken entstanden und haften geblieben sind.

Schon als Kinder lesen und sehen wir in Kinderbibeln mit vielen Illustrationen, wie Jesus ausgesehen haben mag bzw. könnte. Diese Vorstellung ist passend und wird häufig beibehalten – so war es zumindest auch bei mir.

Ein großes Aha-Erlebnis war für mich die Besichtigung des Turiner Grabtuches im Juli 2022. Im Rahmen des Europäischen Taizé-Treffens dort (normalerweise finden diese Treffen über den Jahreswechsel in einer großen europäischen Stadt statt, in diesem Falle war es aufgrund von Corona einmalig auf den Sommer verschoben worden) durften alle Teilnehmenden für jeweils 20 Sekunden vor dem ausgestellten Grabtuch Jesu beten – es ist nicht als Reliquie anerkannt, es wird jedoch von einigen Gläubigen als Jesu Grabtuch nach der Kreuzigung verehrt. Das Gesichtstuch zeigt Abdrücke einer Person, die genau der Optik Jesu entsprechen, die wir aus Filmen und sonstigen Medien kennen. Da wurde mir schlagartig und greifbar bewusst, wie es zu dieser Konsens-Vorstellung vermutlich gekommen war. Irgendwo ist es natürlich nachvollziehbar und die Menschen suchen nach Bildern, um eine etwas bessere Ahnung von Jesus zu bekommen. Dennoch ist es schade, dass es fest gefahrene Bilder von Jesus gibt, die uns in der Vorstellungskraft eingrenzen. Den Appell der Jünger „Denkt ganz neu von Gott!“ möchte ich uns allen daher gerne mit auf den Weg geben. Vielleicht können wir Jesus mal ganz neu und ins Heute versetzt denken.

 

Thale Schmitz

 

Evangelium:

Mk 6, 7-13: Der Auftrag an die Zwölf

7 Jesus rief die Zwölf zu sich. Jeweils zu zweit sollten sie in seinem Auftrag durch das ganze Land ziehen. Er gab ihnen die Vollmacht, böse Geister auszutreiben 8 und befahl ihnen, nichts auf den Weg mitzunehmen außer einem Wanderstab; kein Essen, keine Tasche und kein Geld. Sie sollten sich ganz auf Gott verlassen. 9 Selbst auf Kleider zum Wechseln mussten sie verzichten, aber Schuhe durften sie tragen. 10 „Wenn euch jemand aufnimmt“, fügte er hinzu, „dann bleibt in diesem Haus, bis ihr euren Auftrag erfüllt habt. 11 Seid ihr aber an einem Ort nicht willkommen und will man eure Botschaft nicht hören, so geht fort und schüttelt auch noch den Staub von euren Füßen als Zeichen dafür, dass euch keine Schuld trifft, weil ihr alles versucht habt.“ 12 Dann machten sich die Zwölf auf den Weg und forderten die Leute auf: „Denkt ganz neu von Gott!“ 13 Sie trieben viele böse Geister aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.