Die Seligpreisungen sind für mich immer wieder wie eine Geduldprobe zu verstehen. Sie verheißen Großartiges, doch wir Menschen brauchen als Betroffene sehr viel Durchhaltevermögen und einen langen Atem, um der Hoffnung und einem starken Glauben an die Verheißung Raum zu geben. Das Neue Testament in der Sprache unserer Zeit ersetzt das Wort selig durch das Wort glücklich und so können wir gewissermaßen auch von Glücklichpreisungen sprechen.
Im Kontext von Glück und Geduld muss ich persönlich direkt ans Puzzeln denken. Es macht mich sehr zufrieden und glücklich, wenn ich einen ganzen Abend oder sogar länger mit Puzzeln verbringen kann. Dieses Hobby fordert meine Geduld, doch genau das entschleunigt mich sehr und sorgt für Ruhe, Frieden und Entspannung. Gleichzeitig wird beim Puzzeln etwas erschaffen bzw. zusammengefügt, sodass es nicht völlig ziellos erscheint. Ich bin mir sicher und weiß auch von einigen Bekannten, dass Puzzeln auch zum Wahnsinn treiben kann und so zur Zerreißprobe wird. Geduld zu haben und diese einzuüben, ist eine große Herausforderung – sowohl im Glauben als auch in allen Tätigkeiten, Beziehungsgefügen und im Lebensalltag allgemein. Daher möchte ich den folgenden Text von dem Theologen Hans-Joachim Eckstein als Impuls mit auf den Weg geben:
Der biblische Begriff der „Geduld“ bezeichnet eigentlich und wörtlich die Fähigkeit und Stärke, eine Belastung auszuhalten und unter einer Last standhaft zu bleiben. Griechisch hypo-mone setzt sich zusammen aus „unter“/ „darunter“ und „Bleiben“/ „Verweilen“. Diese Tugend steht also nicht für ein passives Verhalten, sondern lässt an Kraft und Entschiedenheit denken. Geduld im Sinne von Ausdauer, Beständigkeit und Belastungsfähigkeit gewinnen wir aber, indem wir sie einüben und ausüben – indem wir „trainieren“. Wollen wir nicht alle Geduld und Langmut, Durchhaltevermögen und Ausdauer besitzen? Dann sollten wir wohl die Herausforderung durch Belastungen und Schwierigkeiten nicht nur beklagen, sondern als einen möglichen Gewinn erkennen und bewusst annehmen.
Vielleicht können wir durch das Training unserer Geduld auch viele weitere Kompetenzen wie Resilienz stärken und uns mit Gottes Hilfe für die Herausforderungen des Lebens wappnen.
Thale Schmitz
Evangelium:
Lk 6, 20–26: Wer sich glücklich nennen darf
20 Jesus sah seine Jünger an und sagte: „Glücklich seid ihr Armen, denn euch gehört die neue Welt Gottes.
21 Glücklich seid ihr, die ihr jetzt hungern müsst, denn Gott wir euren Hunger stillen. Glücklich seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.
22 Glücklich seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen; wenn sie euch beschimpfen und schlecht über euch reden, weil ihr zu mir gehört.
23 Dann freut euch! Ja, ihr könnt jubeln, denn im Himmel werdet ihr dafür reich belohnt werden. So wie es euch ergeht, ist es auch schon den Propheten ergangen.
24 Doch wehe euch, ihr Reichen! Ihr habt euer Glück schon erhalten.
25 Wehe euch, ihr jetzt Satten! Ihr werdet Hunger leiden. Wehe euch, die ihr jetzt sorglos lacht! Ihr werdet trauern und weinen.
26 Wehe euch, wenn euch alle Menschen loben und umschmeicheln, denn so wurden schon immer die falschen Propheten behandelt.“