26.04.2025

Impuls zum Weißen Sonntag

Schwachstellen siegen!

In einer Welt, in der sich alles um Schönheit dreht, in der Vollkommenheit angestrebt und angebetet wird, werden Wunden und Narben als Schwachstellen und beschämend erachtet. Die gemeingesellschaftliche Meinung lautet: „Betäube den Schmerz oder überdecke ihn zumindest. Verstecke ihn und zeige ihn niemandem!“

Die Zeichen Jesu Leidens sind an seinem auferstandenen Körper immer noch sichtbar. Sie zeugen von der Tiefe seiner Liebe, von der Demütigung, die er erfahren hatte, und von seinem Tod. Der Verwundete war nun der Auferstandene, aber der Auferstandene ist und bleibt der Verwundete.

Es gibt die große Versuchung, die Auferstehung als Vollkommenheit, als Wegfall von Schmerz, Leiden und Tod zu betrachten. Die Auferstehung möge der Tag sein, an dem aller Schmerz vorbei und alle Zeichen von Leid und Pein verschwunden sind. Dabei können genau diese Wunden und Narben zum Zeugnis für andere werden – sie erzählen eine Geschichte. Ich bin zwar verwundet worden, aber Jesus hat mich getröstet und geheilt. Ich bin NICHT lebenslang gebrandmarkt, sondern Gott hat meinem Schmerz und meinem Leiden ein Ende bereitet. Unsere Wunden und Narben machen Jesu Liebe sichtbar, wenn wir den Mut haben, unsere Hände zu öffnen und sie zu zeigen. Lasst uns unsere Wunden offen tragen – wenn es nicht notwendig ist, sogar ohne ein Pflaster zu verwenden. Auferstehung bedeutet, dass durch Gottes Kraft auch (und nicht sogar) unsere Wunden verherrlicht werden. Sie offenbaren einen Gott, der mit den Menschen leidet und selbst vor Schmerzen und traumatischen Erlebnissen nicht zurückschreckt – nicht körperlich, nicht emotional, nicht psychisch, nicht geistlich.

 

Jesus, deine Wunden mögen alle unsere Verletzungen in sich aufnehmen. Sie sind eine Erinnerung daran, dass unsere Geschichte der Erlösung nicht nur mit Stift und Tinte geschrieben wurde, sondern mit Blut und Tränen. Eine Geschichte der Liebe und Hoffnung für uns alle. Danke, dass du vor keinem Leid zurückschreckst und uns auch Verwundungen schenkst, die Teil von uns sind und uns zu deinem Heilsplan werden.

Denn: Wunden und Narben sind Schwachstellen, die siegen – wie du es gezeigt hast!

 

Thale Schmitz

 

Evangelium:

Joh 20, 19-23: Jesus zeigt sich seinen Jüngern

19 An diesem Sonntagabend hatten sich alle Jünger versammelt. Aus Angst vor denen, die auch Jesus gefangen genommen hatten, ließen sie die Türen fest verschlossen. Plötzlich war Jesus bei ihnen. Er trat in ihre Mitte und grüßte sie: „Friede ist mit euch!“

20 Dann zeigte er ihnen die Wunden an seinen Händen und seiner Seite. Da wurden die Jünger von großer Freude erfüllt, als sie ihren Herrn sahen.

21 „Friede ist mit euch!“, sagte Jesus noch einmal zu ihnen. „Wie mich der Vater in diese Welt gesandt hat, so sende ich jetzt euch in die Welt!“

22 Dann hauchte er sie an und spricht: „Empfangt Heiligen Geist!

23 Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen. Und denen ihr die Sünden behaltet, sind sie behalten.“